p1_ueberschrift
ma_but_home
ma_but_wir
ma_but_radreisen
ma_but_anhaenger
ma_but_tuning
ma_but_ausruestung
ma_but_touren
ma_but_links
ma_but_kontakt

[Einsatzzweck - Preis] [Sicherheit] [Konstruktion] [Federung] [Sitz] [Deichsel] [Kupplung] [Gepäckraum] [Kundendienst/Ersatzteile]

Fahrradanhänger für Kinder

Als wir 1994 unseren ersten Kinderanhänger gekauft haben, gab es vielleicht vier oder fünf ernstzunehmende Modelle. In den letzten Jahren hat es erfreulicherweise einen regelrechten Boom gegeben, aber dadurch wird der Markt leider auch immer unüberschaubarer. Im folgenden sollen einige Entscheidungshinweise und Erfahrungstipps aus der Praxis gegeben werden. Jeder Kinderanhänger ist ein Kompromiß, da ich bisher noch nicht das Nonplusultrasuperdupermodel, das allen Anforderungen entspricht und auch noch preisgünstig ist, gesehen habe.

1. Einsatzzweck - Preis

Für einen zweistündigen Radausflug bei schönem Wetter zum nächsten Biergarten mit einem Kind ab einem Jahr und ab und zu mal einen Transport in den Kindergarten sind fast alle angebotenen Hänger ohne weiteres geeignet, wenn sie den Mindestanforderungen an die Sicherheit entsprechen. Für mehrwöchige Radreisen sind dann schon ganz andere Anforderungen zu stellen. Und es ist durchaus verständlich, wenn eine Familie keine 700,- ¥ für einen Anhänger anlegen will, der nur an einigen Wochenenden im Sommer eingesetzt wird. Ein vernünftiger Hänger kann aber, wie bei uns, den Zweit-PKW ersetzen. Und dann ist man auch bereit, etwas mehr anzulegen, damit der Hänger bei Wind und Wetter, im Winter und zum Einkauf auch mal ohne Kinder eingesetzt werden kann und auch für zwei Kinder hält. Es gilt also, zuerst einmal genau zu überlegen, in welchem Umfang der Hänger eingesetzt werden soll. Wenn der Hänger auch zum Transport von Getränkekisten eingesetzt werden soll, muß die Bodenwanne entsprechend geräumig und stabil sein. Dann gilt es einen Kompromiss zwischen günstigem Preis, Sicherheit, Zuverlässigkeit und den eigenen Ansprüchen zu finden. Dabei sind Hänger unter 300,- ¥ in der Regel ungeeignet. Eine stabile Konstruktion, durchdachte Details, strapazierfähige Materialien und eine saubere Verarbeitung haben leider ihren Preis. Insbesondere bei der Sicherheit sollte kein Kompromiß gemacht werden. Bei einem guten Hänger ist auch der Wiederverkaufswert entsprechend höher. Bevor aus Preisgründen ein billiger Hänger gekauft wird, ist eher die Anschaffung eines gut erhaltenen gebrauchten Hängers zu erwägen.

 

2. Sicherheit

Ein ganz wichtiger Punkt!
Zuerst einmal ist ein Kinderanhänger um einiges sicherer als der Kindersitz auf dem Fahrrad, das haben Untersuchungen vom Allianz-Zentrum für Technik (AZT) und RWTÜV-Essen bestätigt. Mit dem hohen Schwerpunkt eines besetzten Fahrradkindersitzes führt jede kleine Unachtsamkeit unweigerlich zum Umstürzen des Fahrrades, mit allen daraus resultierenden Folgen, da die Fallhöhe recht groß ist.Gut konstruierte Anhänger sind fast nicht umzukippen. Crashversuche des AZT zwischen Kinderanhänger und PKW haben gezeigt, dass gut konstruierte Hänger, zumindest im ortsinternen Geschwindigkeitsbereich, nicht überrollt werden, sondern vor dem PKW hergeschoben werden und dabei meist noch nicht einmal umkippen. Eine stabile Konstruktion mit gutem Überrollbügel bietet selbst in solchen Extremsituationen noch eine gute Chance, dass die Insassen mit leichten Blessuren davonkommen, da die Kinder gar nicht in direkten Kontakt mit dem PKW oder der Straße kommen. Vorraussetzung ist, dass die Kinder gut angeschnallt sind. Ein Helm trägt dabei auch im Anhänger sehr zur Sicherheit bei.

Für die Sicherheit sind folgende Punkte besonders wichtig:

- stabile Bodenwanne
- stabiler Überrollkäfig
- stoßfeste und splitterfeste Materialien
- stabile Fahrradkupplung
- niedriger Schwerpunkt
- negativer Radsturz (spurstabil)
- große Spurweite
- Räder gegen Hineingreifen geschützt
- sicheres Anschnallsystem
- gute optische Erkennbarkeit (leuchtende Farben und Wimpel)
- Beleuchtung nach StVZO
- verkehrstüchtiges Fahrrad mit gutem Bremssystem
- defensive Fahrweise!

3. Konstruktion

Zur Zeit sind drei grundlegende Konstruktionstypen verbreitet:

Alu-Wanne
+ Vorteil:
    - sehr stabil
    - wasserdicht (zumindest die Wanne)
    - langlebig
    - Babyschale/Autokindersitz in der Regel einbaubar
    - als Last/Gepäckanhänger verwendbar
    - leichtes Anbringen von Zusatzeinrichtungen
    - als Auto-Dachgepäckbox verwendbar
+ Nachteil:
    - sperrig
    - hohes Gewicht
    - teuer

Kunststoff-Wanne
+ Vorteil:
    - stabil
    - wasserdicht (zumindest die Wanne)
    - leicht
+ Nachteil:
    - sperrig
    - in der Regel keine Möglichkeit Babyschalen/Autokindersitze einzubauen
    - eingeschränkte Möglichkeit Zusatzausrüstung zu befestigen
    - als Lastenanhänger nur bedingt geeignet
    - teuer

Stoff-Wanne mit Rohr-Rahmen
+ Vorteil:
    - leicht
    - klein zerlegbar
    - preiswert
+ Nachteil:
    - eingeschränkte Stabilität
    - eingeschränkt wasserdicht
    - eingeschränkte Möglichkeit Zusatzausrüstung zu befestigen
    - Einbaumöglichkeit für Babyschalen/Autokindersitze je nach
       Ausführung nur eingeschränkt oder gar nicht möglich
    - empfindlicher Boden
    - als Lastenanhänger nur bedingt geeignet

Alle diese Grundkonstruktionen sind in der Regel mit einem Stoffverdeck ausgestattet. Die Dachkonstruktion muss einen stabilen Überrollbügel besitzen. Das Verdeck sollte die Seitenteile vollständig überlappen, sonst ist mit Wassereinbrüchen zu rechnen. Alle Teile müssen passgenau zugeschnitten und sorgfältig vernäht sein. Strapazierfähiges Material mit Verstärkungen an besonders beanspruchten Stellen zeugen von einer sorgfältigen Konstruktion. Gerade bei der Ausführung des Stoff-Teils der Konstruktion zeigt sich schnell, warum manche Hänger teurer sind.

4. Federung

Wer beabsichtigt, Kinder unter einem Jahr mitzunehmen oder eine Babyschale einzubauen, kommt an einem gefederten Modell fast nicht vorbei. Aber auch ältere Kinder werden es danken. Alle Unebenheiten, die man als Radfahrer, zum Teil sogar schon unbewußt, durch Entlastung des Vorder- oder Hinterrades ausgleicht, schlagen bei einem ungefederten Hänger voll durch. Inzwischen gibt es einige Vorschläge zum nachträglichen Einbau von Federungen in ungefederte Hänger. Hierbei muß genau überprüft werden, ob die Konstruktion den auftretenden Belastungen gewachsen ist und bei der Ausführung darf nicht gepfuscht werden. Man stelle sich vor, bergab bei 40 km/h verabschiedet sich die Achse. Innerhalb der Garantiezeit sollte so eine Veränderung gut überlegt werden, da der Garantieanspruch bei solchen Veränderungen natürlich erlischt.

 

5. Sitz

Schalensitze bieten eine gute Abstützung und Seitenhalt. Sofern der Hänger aber nicht selbst gefedert ist, bieten sie keinerlei Dämpfung. Ein Hänger einer Schalensitz-Konstruktion ist auch kaum zum Lastentransport einzusetzen.
“Sitz-Hängematten” bieten zumindest eine geringe, meist überschätzte, Dämpfung. Der Seitenhalt läßt leider meist zu wünschen übrig. Dafür sind sie teilweise variabler, d.h. auf die Kindergröße einstellbar, und lassen sich zum Gepäcktransport meist herausnehmen. Bei allen mir bekannten Hängemattensystemen müssen die Kinder so alt sein, daß sie alleine sitzen können.
Wichtig ist in jedem Fall ein gutes Gurtsystem, bei dem die Kinder sicher angeschnallt werden können und auch ein schlafendes Kind nicht seitlich oder unten herausrutschen kann. Das Anschnallsystem muß große Kräfte aushalten können. Ein Gurtband, das nur mit zwei bis drei Stichen an der Rückenlehne festgenäht ist, wird die ersten Befreiungsversuche einer “Trotzphase” nicht überleben, von einem Unfall ganz zu schweigen. Die Schnallen sollten so fest schließen, daß sie sich, zumindest durch kleine Kinder, nicht bedienen lassen.
Aufgrund des schlechten Seitenhaltes von Hängematten-Systemen haben wir im Kindesalter von 4 bis 9 Monaten eine Babyschale und von 9 Monaten bis ca. 1½ Jahren einen Auto-Kindersitz eingebaut und sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Nur muß der Hänger den Einbau auch ermöglichen.
Bei der Begutachtung der Sitze sollte auch gleich die Gesamtgröße des Innenraums beurteilt werden. Hier gibt es große Unterschiede, wobei die meisten Herstellerangaben sehr optimistisch sind. Unser Hänger hat einen recht großen Innenraum. Und auch mit sechs Jahren “paßte” unsere Tochter Sina noch in den Hänger. Aber sie saß unbequem mit angezogenen Beinen und bei jeder Bodenwelle stieß der Kopf an den Überrollbügel.

6. Deichsel

Die Deichsel muß so ausgeführt sein, das sich der Hänger auf Höhe der Fahrradhinterachse befestigen läßt. Befestigungen an der Sattelstütze oder am Gepäckträger führen zu instabilerem Verhalten. Bei Befestigung am Sattel ist der Gepäckträger des Fahrrades nicht mehr nutzbar!
Eine Deichsel, die es erlaubt, den Hänger zum Handwagen umbauen zu können, bietet erhebliche Vorteile. Nicht nur auf Radreisen läßt sich der Hänger so schnell zum Kinderwagen umbauen. Durch die großen Räder ist der Hänger-Kinderwagen auch viel strand- , schnee- und geländegängiger als ein normaler Kinderwagen. Wir haben im Winter unseren Kinderwagen zum Teil stehen lassen und lieber den Hänger als Kinderwagen benutzt.

 

7. Kupplung

Die Kupplung muß in erster Linie eine sichere Befestigung ermöglichen. Dann sollte sie noch einfach zu bedienen bzw. anzubringen und nach Möglichkeit abschließbar sein. Es gibt zwei grundsätzliche Möglichkeiten den Hänger am Fahrrad zu “befestigen”: Klauen oder Kupplungen. Beim “Klauen”-Typ verbleibt die gesamte Befestigungseinrichtung an der Deichsel und wird jedes Mal am Fahrrad neu angebracht. Die Befestigung ist in der Regel etwas umständlich. Einfacher geht das in der Regel beim “Kupplungs”-Typ. Bei zweiteiligen Kupplungen wird ein Teil auf Dauer am Fahrrad befestigt und das zweite Teile nur mit wenigen Handgriffen “angekuppelt”.Beim “Klauen”-Typ sollte darauf geachtet werden, dass der Fahrradrahmen nicht, z.B. durch scharfe Kerben, durch das ständige An- und Abbauen beschädigt werden kann. Bei zweiteiligen Kupplungen sollte gleich ein zweites Kupplungstück für das zweite Elternfahrrad angeschafft werden. Alle Kupplungen sollten nicht mit einen Hinterbauständer kollidieren. Hinterbauständer sind gerade bei beladenen Fahrrädern oder wenn ein Hänger “dranhängt” sehr viel kippstabiler als Ständer am Tretlager.Bei den Kupplungen hat sich in letzter Zeit die Weber-Kupplung am Markt etabliert. Bei dieser sehr stabilen Kupplung verbleibt ein Teil fest am Fahrrad und die Deichsel wird mit einem Bajonetverschluß mit zwei Handgriffen angekuppelt. Die Kupplung ist abschließbar und der Fahrradteil entweder solo oder in Kombination mit einem recht stabilen Hinterbauständer erhältlich. Das Ankuppeln geht innerhalb von Sekunden, wobei sie auch mit angesetzten Hinterradtaschen bedienbar ist. Gute Händler rüsten inzwischen auf Wunsch auch nicht Weber-Hänger mit dieser Kupplung aus.Auf jeden Fall muß geprüft werden, ob die Kupplung des gewünschten Hängers auch an das Fahrrad paßt! Und das bei beiden Eltern-Fahrrädern! Insbesondere Damen-Räder können durch die Art der Rahmenkonstruktion am hinteren Ausfallende Probleme bereiten. Am besten die Räder zum Kauf mitnehmen und sich auf keine Kompromisse einlassen! An der Kupplung hängt die Gesundheit Ihrer Kinder!Die Kupplung muß einen Sicherheits/Fangriemen besitzen und der muß auch immer! benutzt werden. Mir ist es einmal passiert, das ich in Hektik die Kupplung nicht richtig verriegelt habe und sich der Hänger nach 100m gelöst hat. Nur der Fangriemen hat größeres Unglück verhindert!

 

8. Gepäckraum

Der Fußraum sollte nicht für Gepäck benutzt werden. Ein Gepäckraum hinter den Sitzen bietet Unterbringungs-
möglichkeiten für Windeln, eine Decke und natürlich Spielzeug. Auch für Einkäufe kann dieser Platz gut genutzt werden. Je größer der Platz ist, desto besser, ein Eimer mit Sandspielzeug oder die Badesachen nehmen ganz schön Platz weg. Wir haben die Erfahrung gemacht, daß der Gepäckraum eigentlich immer zu klein ist und würden auf keinen Fall einen Hänger ohne Verstaumöglichkeit für Gepäck kaufen.

 

9. Kundendienst/Ersatzteile

Ein wichtiges Kaufargument ist der Kundendienst und die gesicherte Ersatzteilversorgung. Wer handwerklich geschickt ist, und sich zutraut, Ersatzteile selbst herzustellen oder improvisieren zu können, der kann beim Sonderangebot im Baumarkt zugreifen. Allen anderen empfehle ich dringend sich einen zuverlässigen Fachhändler zu suchen. Ein Fahrradladen, der nur zwei Hänger in einer verstaubten Ecke im Angebot hat, ist kein Fachhändler! So ein Hänger ist allein beim Erstkäufer 4-5 Jahre im Gebrauch. Auch beim besten Hänger kann einmal etwas kaputt gehen. Nur braucht man dann auch einen Händler, der das Teil, wenn er es schon nicht vorrätig hat, zumindest bestellen kann. Der Kauf eines Marken-Hängers bietet dabei die berechtigte Chance auch nach mehreren Jahren noch Ersatzteile zu bekommen.